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WIR SIND 10 JAHRE JUNG

Im Juni 2010 haben wir ViCAFE aus der Taufe gehoben. In diesem Beitrag wollen wir euch auf eine persönlich gefärbte Reise mitnehmen – von der ersten Röstmaschine bis zur neunten Espresso Bar.

Von Christian Forrer & Pascal Herzog

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WIR SIND 10 JAHRE JUNG

Im Juni 2010 haben wir ViCAFE aus der Taufe gehoben. In diesem Beitrag wollen wir euch auf eine persönlich gefärbte Reise mitnehmen – von der ersten Röstmaschine bis zur neunten Espresso Bar.

Am 12. Juni 2010 haben mein Partner Kurt und ich, Christian, das erste ViCAFE in Eglisau eröffnet und somit auch das erste Kaffeeerlebnis für einen Kunden kreiert. Natürlich hatte das Projekt seinen Anfang bereits einige Monate zuvor: Für den Re-Launch des Vivi Kola suchten wir ein Lokal im Dorf, wo man das Kola in der unverkennbaren Eglisauer-Atmosphäre geniessen konnte. An der Untergass 13 haben wir diesen Ort gefunden. Gleichzeitig schien uns aber eine reine Kola-Bar etwas einseitig.

Die Inspiration kam schliesslich aus Südafrika: Bei Deluxe Coffeeworks haben wir zum ersten Mal verstanden, was ein Kaffeeerlebnis alles sein kann. Nicht nur einen qualitativ hochstehenden Kaffee trinken, sondern das Produkt, das Handwerk, die Menschen dahinter spüren. Wir wollten von Deluxe Coffeeworks dieses Handwerk lernen. Judd, einer der Gründer, entschied sich spontan uns bei den ersten Schritten in der Schweiz zu begleiten.   

Auf sein Anraten bestellten wir einen Toper 5kg Shopröster aus der Türkei. Am Tag der Ankunft realisierten wir, wie ambitioniert unser Projekt war. Die Maschine passte kaum durch die enge Tür in der Untergass 13. Mit einem Schmunzeln erinneren wir uns auch an den Bau des Kamins: Der Kaminbauer stiess beim Verlegen des Rohres auf einen 400-jährigen Balken. Ein Durchkommen natürlich nicht zulässig. Die neue Route führte schliesslich durch den Kleiderschrank der Nachbarn oberhalb unseres Ladens, über einen alten Kachelofen-Kamin bis aufs Dach. Problem gelöst. Die Eröffnungsparty am 12. Juni 2010 konnte steigen – mit Kola und den ersten Tassen ViCAFE.

Mit etwas Stolz können wir heute festhalten: Trotz einer grossen Portion Unwissen; wichtige Grundsteine haben wir bereits 2010 gelegt. Zum Beispiel die Hausmischung: Unser “Signature-Blend” hat sich seit dem 12. Juni 2010 nur marginal verändert. Seit Anfang schwören wir auf die Mischung von Kaffees von Brasilien, Guatemala, Indien und Kenia. Das zweite Element ist das Café: Wir wollten Kaffee erlebbar machen. Unseren Kunden einen emotionalen Zugang zu diesem grossartigen Produkt verschaffen. In der Zwischenzeit haben wir viel gelernt. Die Zutaten sind aber immer noch dieselben. 

Die Toper Röstmaschine wurde zu Beginn nur einmal in der Woche angefeuert. Aber auch so produzierten wir zu viel Kaffee für das kleine ViCAFE in Eglisau. Nachdem wir bewiesen haben, dass unser Kaffee qualitativ zu überzeugen vermag, entschied sich der Gasthof Hirschen in Eglisau, dem ViCAFE eine Chance zu geben. Das war dann wohl unser erster “Key Account”. Relativ bald kamen auch regionale Geschäfte wie der Bachser Märt hinzu. Partnerschaften, welche die Entwicklung des Unternehmens erst ermöglichten. 

2014 wurde zu einem wichtigen Jahr für unsere Kaffee-Geschichte: In diesem Jahr brachten wir zusammen mit den Freunden Benedikt Hess und Silvio Mattanza den Mut auf, die erste ViCAFE Espresso Bar am Zürcher Goldbrunnenplatz zu eröffnen. Wir setzten uns zum Ziel, unseren hochwertigen Kaffee aus einem kleinen Lokal möglichst vielen Menschen unkompliziert zugänglich zu machen; das Kaffee-Fenster wurde geboren. Geschäftsführer Ramon Schalch stand für das erste Jahr persönlich im Fenster. Der Goldbrunnenplatz wurde zu einem kleinen Test-Labor, wo wir einerseits das Kaffee-Erlebnis perfektionieren konnten und andererseits auch Dinge ausprobieren durften (#birchermuesli #quesadilla), welche wir heute wohl dankend ablehnen würden. Das Quartier und seine Bewohner wuchsen uns dabei ans Herzen.

Der Schritt nach Zürich zwang uns auch zum Kauf einer grösseren Röstmaschine. Der 5 kg Shopröster und das 25 m2 kleine ViCAFE an der Untergass wurden durch die grosse Nachfrage der vielen Flat Whites, welche wir für Eglisau und Zürich-Wiedikon extrahieren durften, an seine Grenzen gebracht. Schliesslich gab es eine Coffee-Tech Ghibli R15 aus Israel. Eine Röstmaschine, die dreimal so viel Kaffee rösten konnte. So verlegten wir die Rösterei ins Bahnhofsgebäude in Eglisau. Die ehemalige Schalterhalle wurde zur eleganten Rösthalle. Der Bahnhof hat sich als Rösterei durchwegs bewiesen. Etwas bang wurde uns nur, als der Kamin Feuer fing. Dank dem Aufgebot der Feuerwehr haben wir auch dieses “Abenteuer” überstanden – verzichten aber freiwillig auf eine Wiederholung.

2014 begannen wir regelmässig in die Kaffee-Ursprungsländer zu reisen. Wir wollten eine persönliche Beziehung mit den Kaffeebauern aufbauen, die unseren Kaffee produzierten. Mit wenig Vorwissen im Gepäck machten wir uns zuerst auf den Weg nach Kenia. Nachdem klar wurde, dass wir wegen den unruhigen Präsidentschaftswahlen das Land nicht besuchen konnten, entschieden wir uns spontan, im Flieger sitzen zu bleiben und zum Kilimanjaro International Airport in Tansania weiter zu fliegen. Hier begann unsere erste Origin-Reise. Es folgten bald weitere Reisen nach Honduras, Guatemala und etwas später Brasilien und Kolumbien. Dabei entstanden nicht nur professionelle Kaffeebeziehungen sondern auch Freundschaften. Das Erlebte prägte uns nachhaltig und unser Verständnis für die Herausforderungen in den Ursprungsländern wuchs rasant.

Langsam aber sicher kam auch die Rösterei im Bahnhof Eglisau an seine Belastungsgrenze. Nicht nur wurden die Rösttage immer länger, wir wussten auch kaum noch, wo wir die Säcke mit Grünkaffee lagern sollten. Auch aus operativer Sicht mussten wir zudem sicherstellen, dass wir näher an unsere Espresso Bars gelangen. Unnötige Kilometer wollten wir vermeiden. Nach einer längeren Evaluation hat sich die Loring Kestrel S35 als die perfekte Lösung herauskristallisiert. Die Maschine röstet nicht nur extrem konstant, sondern spart auch bis zu 70% der Energie mit einem ausgeklügelten Energierückgewinnungssystem. Die neue Rösterei im Zürcher Altstetten wurde das pulsierende Herz von ViCAFE. Hier wird auch heute entwickelt, produziert, kontrolliert und verschickt. 

Hier stehen wir. 12. Juni 2020. Die Ereignisse in den letzten 10 Jahren haben sich überschlagen. Wir sind stolz, was daraus entstanden ist und wollen mit der gleichen Energie weitermachen. Wir sind überzeugt, Kaffee-Erlebnisse schaffen ist eine langfristige und nachhaltige unternehmerische Herausforderung. Wir möchten uns bei Allen bedanken, die Teil des ViCAFE-Weges waren, sind und werden. Für ViCAFE, Christian Forrer.