Sinan wartet am Erasmusplatz auf uns. Ein fünfminütiger Spaziergang führt zur Altbauwohnung der Baristi Carlotta und Sinan, die privat ein Paar sind. Wir steigen sehr alte, knarzende Treppen hinauf und finden uns in einer gemütlichen Wohnung wieder. Hund Kai, den sie vor zwei Monaten aus einem spanischen Tierheim für Strassenhunde adoptiert haben, schnuppert vorsichtig an den Gästen. «Er ist noch ziemlich scheu aber ein ganz Lieber.» Der Hund hat die Zweisamkeit der beiden etwas auf den Kopf gestellt, die Freude am neuen Mitbewohner überwiegt aber klar: «Wir müssen uns einfach gut organisieren und absprechen, vor allem was die Arbeit angeht.»
Im Hintergrund läuft sanfte Musik mit einem lateinamerikanischen Touch. «Das ist Radio Meuh», sagt Sinan. Carlotta bereitet uns duftenden Kaffee in der Bialetti zu. Die Stimmung erinnert an einen Sommermorgen in den Ferien. Harmonisch und ruhig gehen wir mit dem Flow mit. «Ich lasse diesen Sender auch in den ViCAFE Shops laufen», sagt Sinan. «Die Musik passt immer. Sie gleicht sich deinem Rhythmus an. Es gibt nichts Besseres, als wenn ich morgens die Espresso Bar am Centralbahnplatz öffne, die Sonne scheint und Radio Meuh mich in den Morgen begleitet.»
Sinans Markenzeichen ist sein Appenzeller «Chüeli-Gürtel». Naheliegend, dass auch Hund Kai ein Chüeli-Halsband bekommen hat. «Ich werde oft in eine Schublade gesteckt wegen des Gürtels, gefragt ob ich ein Bauer sei oder eine konservative Einstellung habe, dabei bin ich in der Stadt aufgewachsen. Ich provoziere einfach gerne damit. Ausserdem finde ich diese traditionelle Schweizer Handwerkskunst beeindruckend.» Der gelernte Möbelschreiner hat nicht nur berufsbedingt ein Flair für Ästhetik. Er sammelt auch spezielle Stühle und restauriert diese. Mittlerweile haben sich etwa 40 Stühle angesammelt. «Es gibt immer eine Geschichte dahinter. Deshalb habe ich auch grosse Mühe mich von ihnen zu trennen.» Verkauft werden sie nur in den seltensten Fällen – aber er werde immer besser darin.
Während sich Fotograf Aaron und Sinan über Filme von Quentin Tarantino unterhalten, erzählt mir Carlotta im Wohnzimmer von ihrem Umzug nach Basel. Nach einem Jahr bei ViCAFE in Zürich, zog sie 2020 nach Basel und begann ein Jurastudium: «Ich musste unterbrechen, weil es mit dem Arbeiten etwas zu viel wurde. Ich habe aber vor nächsten Sommer weiterzumachen.»
Radio Meuh hat den Beat gewechselt, der nach wie vor passt. Die Sonne scheint ins gemütlich eingerichtete Wohnzimmer und Kai döst an seinem Platz vor sich hin. «Sinan hat hier eingerichtet, nur der Tisch ist von mir. Er hat einfach das Auge dafür und ich vertraue ihm vollkommen.»
Wir machen uns auf den Weg nach draussen. Der Rhein befindet sich direkt um die Ecke. «Wir schätzen die Nähe zum Fluss enorm. Es ist ideal, um abends mit dem Hund noch Gassi gehen zu können oder Freund*innen in einer Buvette zu treffen.»
Ob ihr Zürich fehle, frage ich Carlotta, während wir den Fluss entlanggehen. «Das Angebot ist in Zürich schon grösser.» Dennoch seien ihr beide Städte ans Herz gewachsen. «Das coole an Basel ist, dass man fast überall in den Rhein steigen und baden kann.» Auch die Buvettes, die sich entlang des Flusses aneinanderreihen und zum Aperitif, Kaffee oder Abendessen einladen, haben ihren Charme.
Wir setzen uns in eine solche Buvette. Was trinken zwei Baristi auswärts? Espresso. Sinan wirft lachend ein: «Eigentlich trinkst du ja am Liebsten den Lotta-Latte.» Ein nach Carlotta benannter Single Shot Espresso mit Hafermilch.
IN BASEL ZU BESUCH BEI CARLOTTA UND SINAN
Regelmässig portraitieren wir hier Menschen, die für ViCAFE wichtig sind. Heute besuchen wir unsere Baristi Carlotta und Sinan mit Hund Kai in ihrer Altbauwohnung in Basel.
Von Marcus Berger
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