
Gratulation!
Danke vielmals, ich kann es noch nicht richtig fassen.
Kannst du kurz die Spielregeln der Schweizer Röstmeisterschaft erklären?
Das Hauptziel der Meisterschaft besteht darin, aus drei vorgegebenen Rohkaffees eine Mischung zu kreieren, die maximale Komplexität und Balance aufweist. Je “feiner”, desto besser.
Im ersten Schritt werden die Rohkaffees detailliert analysiert. Als nächstes werden sie auf einem kleinen Teströster geröstet und anschliessend sensorisch beurteilt. Aus diesen Ergebnissen muss ein Röstplan entworfen werden, der die Basis für die spätere Röstung auf einem grossen Röstgerät dient. Der fertige Kaffee muss möglichst präzise nach dem eingereichten Röstplan geröstet werden.
Für alle Teildisziplinen besteht ein sportliches Zeitlimit. Dieses sorgt dafür, dass der Stresspegel während des gesamten Ablaufs zuverlässig ansteigt.
Wieso hast du an diesem Wettbewerb teilgenommen; was reizt dich an einer solchen Herausforderung?
Was den Wettbewerb besonders macht, ist die kleine, nerdige Community, die sich um ihn gebildet hat. Sie ist überschaubar und unglaublich engagiert.
Besonders spannend ist, dass alle Teilnehmenden exakt dieselben Rohkaffees erhalten, aber unterschiedliche Herangehensweisen entwickeln. Diese Vielfalt an Denk- und Arbeitsweisen finde ich wertvoll und hilft mir, mein eigenes Verständnis von Kaffee weiterzuentwickeln.
Wie hast du dich vorbereitet?
Im Grunde genommen hat mich mein Arbeitsalltag darauf vorbereitet. Diese Meisterschaft ist für mich so etwas wie ein Qualitätskontrollprozess auf Steroiden. Rohkaffee analysieren, Teströstungen durchführen, sensorisch bewerten und daraus Röstpläne ableiten. Genau das gehört zu meinem täglichen Jobprofil bei ViCAFE.
Durch unsere internen Strukturen erledige ich diese Aufgaben regelmässig und in hoher Frequenz. Unser Sourcing-Team hat inzwischen über 20 verschiedene Rohkaffees aus unseren wertvollen Partnerschaften beschafft, sodass mir die Übung nicht ausgehen wird.
Was muss besonders gut beherrscht werden, um gut abzuschneiden?
Vertrau dem Prozess - und dir selbst. In diesem Wettbewerb gibt es unzählige kleine Entscheidungen, die rasch getroffen werden müssen. Der Schlüssel liegt darin, keine übereilten Schritte zu machen und nicht hektisch zu werden, wenn etwas unerwartet läuft. Ich hatte zudem ein wunderschönes Ereignis, welches mir in die Karten spielte. Während ich aufmerksam den first crack* heraushören wollte und dabei durchs Fenster in die leere starrte, zogen grosse, fluffige Schneeflocken ruhig am Fenster vorbei. Diese Stille und Schönheit hatten etwas zutiefst beruhigendes.
*Schlüsselereignis beim Kaffeerösten wobei die Bohnen hörbar aufplatzen
Was zeichnet dich als Röster aus?
Ich hans gern fein.
Mein Hauptziel ist es, all den Menschen gerecht zu werden, die in der gesamten Wertschöpfungskette involviert sind. Von der Pflege der Kaffeepflanze bis zur Ernte und Aufbereitung der Kaffeekirschen. Der geröstete Kaffee soll daran erinnern, dass er einmal eine Frucht war. Diese Fruchtigkeit und Herkunftscharakteristik zu bewahren, ist mein Ziel.
Wie bist du hinter der Röstmaschine gelandet?
Als Barista habe ich schnell eine Neugier und Begeisterung für Kaffee entwickelt, wer nicht? Für mein Studium der Lebensmitteltechnologie wurde ein Jahr praktische Erfahrung in der Lebensmittelindustrie gefordert. Für mich war klar, bei unserer Rösterei anzuklopfen, eine Entscheidung, welche die Tür für diese abenteuerliche Reise öffnete.
Was kommt als nächstes?
Im Juni 2026 geht es für mich an die World of Coffee in Brüssel, wo ich die Schweiz bei der Roasting Championship vertreten darf. Für mich ist das die einmalige Gelegenheit, mich mit den Besten der Welt auszutauschen und mich schliesslich mit ihnen zu messen. Schnee, der mir Ruhe schenkt, wird es im Juni wohl leider nicht geben. Dafür werde ich im Vorfeld die eine oder andere Gaming Session einlegen müssen, um die nötige Gelassenheit zu bewahren.
Interview vom 25.11.2025 zwischen Pascal Herzog (COO & Impact) und Christoph Meier (Head Roaster & Senior Specialist Quality Management)