Zurück

GUATEMALA 2016

Kaffee und rauchende Vulkane Schon im Anflug begeisterten uns die Vulkangipfel von Guatemala, welche uns auch in den Folgetagen in der Ferne begleiteten. Trotz vielfacher Warnung vor den Strassen und dem Verkehr in Guatemala fuhren wir munter los und stellten fest, dass es um den Verkehr gar nicht so schlecht stand. Wie sich später herausstellte, […]

Von WebKinder Berisha

GUATEMALA 2016

Kaffee und rauchende Vulkane

Schon im Anflug begeisterten uns die Vulkangipfel von Guatemala, welche uns auch in den Folgetagen in der Ferne begleiteten.

 class=

Trotz vielfacher Warnung vor den Strassen und dem Verkehr in Guatemala fuhren wir munter los und stellten fest, dass es um den Verkehr gar nicht so schlecht stand. Wie sich später herausstellte, lag dies daran, dass es Sonntag war. Erstaunt waren wir über die Geschwindigkeit der oft sehr bunten Busse, welche links und rechts an uns vorbeirasten und uns in dichten Dieselwolken zurückliessen.

Unser Ziel war die Kaffeeplantage von Gustavo nahe der mexikanischen Grenze, etwa sechs Stunden entfernt. Gustavo ist ein Kaffeebauer, der einst in Cape Town lebte, etwas völlig anderes arbeitete und auf irgendeine Weise mit unserem Freund Judd (Deluxe Coffee Works in Cape Town) in Kontakt kam. Judd reiste dann nach Guatemala und besuchte Gustavo, der soeben die Kaffeefarm seines verstorbenen Vaters übernommen hatte, und kaufte diesem einen Container Kaffee ab. Über Judd konnten wir Kontakt zu Gustavo aufnehmen. Dieser freute sich überaus, dass wir es wagten, in seine Region zu fahren, um seine Farm zu besichtigen. Es war kalt, wir sassen frierend im Auto. Die Fahrt nach Huehuetenango verlief reibungslos. Es ging vorbei an Vulkanbergen und durch Föhrenwälder – auf Höhen von bis zu 3000 m ü. M., wie wir später erfuhren. Nach etlichen brutalen Strassenschwellen, welche uns ein schnelleres Fahren verunmöglichten, kamen wir schliesslich auf Gustavos Farm in Santa Rosa – Buenos Aires an.

Wir wurden von allen Menschen, welchen wir auf der Farm in den nächsten Stunden begegneten, sehr herzlich empfangen.

Gustavo erklärte uns seine Idee von einer ganzheitlich betriebenen Farm, auf der neben dem Kaffee auch das Wohl der Natur und der Mitarbeiter berücksichtigt wird.

Insbesondere die Wertschätzung der Leistung jedes einzelnen Angestellten liegt Gustavo am Herzen. Gustavo gab uns die Möglichkeit, alles zu sehen und zu erleben, was die Produktion von Rohbohnen betraf: Kaffeeabfälle, Waschvorgänge, Trocknung, Fermentation, Sortierungen und natürlich die Arbeiter, welche er immer sehr herzlich begrüsste und uns gegenseitig mit Namen vorstellte. Gustavo betonte mehrfach, dass nicht er es sei, der den Kaffee produziere, sondern seine Arbeiter.

Im Anschluss führte uns Gustavo durch seine Farm. Sie liegt am Hang eines sehr steilen Berges zwischen 1200 m und 2000 m ü. M. Gleich zu Beginn zeigte er uns eine Stelle, welche er zugunsten seltener Monarch-Schmetterlingen unberührt gelassen hatte. Dies als Beispiel für sein naturbezogenes Konzept des Kaffeeanbaus. Nun folgten viele Kurven und holprige Wege durch tausende von Kaffeebäumen.

Bei verschiedenen kurzen Stopps zeigte uns Gustavo die Schwierigkeiten des Kaffeeanbaus, u.a. die Problematik und Auswirkung der Pilzkrankheit „Rost“, welche die Pflanzen zerstört und nur durch eine Behandlung mit Pestiziden bekämpft werden kann. (Später in Honduras lernten wir, dass man auch biologische Mittel verwenden könnte). Wegen dem ungewöhnlich feuchten Klima, ausgelöst durch das Wetterphänomen El Niño, ist der Rost für die Kaffeebauern in Guatemala derzeit ein sehr gravierendes Problem. Enorme Ernteausfälle sind die Folge.
Zu Fuss stiegen wir schliesslich bis zum höchsten Punkt der Farm hinauf und zu den Kaffeepflanzen, welche auf fast 2000 m wachsen.

Auf dieser Höhe hat Gustavo mit Hilfe von Alfonso in den letzten Jahren begonnen, kleinste Lot-Kaffees mit seltenen, für Guatemala untypischen Varietäten zu kultivieren. Um diese vor dem Rost zu schützen, liess er jeweils einen 100 m breiten wilden Waldstreifen zwischen der unteren und der oberen Plantage stehen. Ziel davon ist, dass ein Röster einen solchen Lot fix für mehrere Jahre kauft (Patenschaft), diesen als den seinigen betrachten darf und ihn mit seinem Namen auf einer Tafel am Rande beschriften kann.

Gustavo möchte dadurch langjährige Beziehungen zu Kunden aufbauen und vom schnelllebigen Kaffeegeschäft wegkommen. Die Lot-Kaffees, welche er bereits verkaufen konnte, erzielten bei internationalen Ratings Top-Bewertungen (Cup of Excellence: 89 Punkte!).
Gustavos Liebe zur Natur, seine Nähe zu den Mitarbeitern und seine Begeisterung für den Kaffee waren für uns sehr faszinierend. Die Tour endete auf einem Felsen hoch über dem Tal. Von diesem „Adlerhorst“ aus war in der Ferne Mexiko sichtbar.

 class=