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GUATEMALA – EINES DER BESTGEHÜTETEN GEHEIMNISSE

Auf der Finca San Jeronimo Miramar in Guatemala heisst es: "Guter Kaffee kann müde Körper beleben und sogar müde Seelen inspirieren". Während unseres Besuchs bei Familie Bressani wurden wir vom Charme ihrer Kaffeefarm verzaubert.

Von Bianca Fritschi

GUATEMALA – EINES DER BESTGEHÜTETEN GEHEIMNISSE

Die Finca San Jeronimo Miramar liegt an den Hängen des Vulkans Atitlan. Süsse, ausgewogene Geschmacksnoten sind charakteristisch für diese Region und es heisst, sie sei eines der bestgehüteten Geheimnisse der Kaffeewelt. Von allen Vulkanregionen hat Atitlan einen der höchsten Gehalte an organischer Substanz im Boden – ideale Bedingungen für die Kaffeesträucher. Zusätzlich wird der fruchtbare Boden durch die frontale Küstenlage und die konstante Feuchtigkeit in der Region begünstigt, während das Wasser des Sees durch die Berge sickert und anschliessend durch die Kaffeefelder fliesst. Wir hatten das Privileg, dieses Naturschauspiel bei einem Abendspaziergang am letzten Tag unseres Besuchs zu bewundern.

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„Slow Jam Process“, Tradition und Innovation

Aber das Wichtigste zuerst. Nachdem wir von Familie Bressani herzlich empfangen wurden und eine fast vierstündige Fahrt von Guatemala-Stadt aus hinter uns gebracht hatten, erreichten wir den beeindruckenden Eingang der Finca San Jeronimo Miramar (FSJM). Die imposanten Türen wurden aus einheimischem Bambus – der ebenfalls auf der Farm wächst – von Schreiner*innen aus der Region gefertigt. Unser erster Stopp führte zur Nassmühle, wo wir Edgar kennenlernten – den Mann, der für diesen Teil des Prozesses zuständig ist. Auf den „Patios“ sahen wir, wie der Kaffee in schön symmetrischen Reihen getrocknet wird, bevor er – so sieht es die Tradition vor – in die Sonne gelegt wird. „Slow Jam Process“ ist FSJMs eigene Interpretation dieses traditionellen „Honey Processing“. Wie Familie Bressani erklärt, gab es auf der FSJM ausreichend Innovation, um einen eigenen Namen dafür zu tragen. Sie haben den „Slow Jam Process“ auf die Abläufe des gesamten Betriebs abgestimmt. Anfänglich wurde ein bestimmtes Geschmacksprofil angestrebt, welches dann unter Berücksichtigung des vorherrschenden Klimas, der vorhandenen Infrastruktur und der Kaffeekultur in der Mühle entwickelt wurde. Familie Bressani hat dazu zwei traditionelle Entpulper umgebaut und an den „Slow Jam Process“ angepasst. Zudem haben sie ein integriertes Verfahren zur Sortierung der Kaffeekirschen entwickelt, dieses während drei Ernten praktisch erprobt und optimiert. Die Bezeichnung „Slow Jam“ leitet sich von der Art der Fermentation ab, die dem Endprodukt einen besonders marmeladigen und komplexen Geschmack verleiht.

Auf der Finca San Jeronimo Miramar heisst es: „Guter Kaffee kann müde Körper beleben und sogar müde Seelen inspirieren“. Die Kraft des Vulkans fliesst durch den Kaffee in den Körper. Das gilt auch für diesen Kaffee, der den Körper mit der Kraft des Vulkans Atitlan stärkt.

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Wissen und Philosophien teilen

Familie Bressani erzählte uns, wie die FSJM in jahrelanger Arbeit ein integriertes, regeneratives Landwirtschaftssystem aufgebaut hat, das weit über konventionelle Verfahren hinausgeht. Ihr Ansatz ist ganzheitlich und zielt darauf ab, die Gesundheit von Boden und Pflanzen durch verschiedene Aspekte wie Pflanzenphysiologie, Bodenmikrobiologie, Pflanzenernährung, Ökologie und Agroforstwirtschaft zu fördern. Dabei legen sie besonderen Wert auf geschmacksbildende Verfahren, Forschung, die Entwicklung neuer Kaffeeanbautechniken sowie die Schaffung von Mehrwert für alle, die an den Hängen des Vulkans Atitlan leben. Ihre Philosophie ist es, ein harmonisches Zusammenspiel von ökologischer Nachhaltigkeit und qualitativ hochwertigem Kaffeeanbau zu erreichen. Ein bedeutender Faktor, den wir bei FSJM hautnah erleben konnten, ist das ideale Mikroklima auf der Kaffeeplantage. Die Plantage wird von hohen Bäumen wie dem wunderschönen „Tamborillo“ und dem „Volador“ mit seinem dichten Holz beschattet. Dies trägt zu optimalen Wachstumsbedingungen für die Kaffeesträucher bei. Zusätzlich wird der Boden durch die einheimische Vegetation bedeckt. Ihr Ziel ist es, die einheimische und natürlich vorkommende Bodenvegetation zu fördern, während invasive Pflanzen, die den Kaffeeplantagen schaden könnten, zurückgeschnitten und kontrolliert werden.

Familie Bressani gibt ihr Wissen gerne an benachbarte Farmer*innen weiter, in der Hoffnung, dass auch sie ihre landwirtschaftlichen Praktiken verbessern können. Sie sind überzeugt, dass die Förderung einer starken und gesunden Gemeinschaft in der gesamten Atitlan-Region gute Lebensbedingungen für alle schafft und für Frieden und Sicherheit sorgt.

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Neues Modell mit vielversprechenden Aussichten

Während eines Spaziergangs mit Max, dem Vorarbeiter, besuchten wir das Kaffeefeld von FSJM namens „Santa Anita“. Es ist eines von Max‘ Lieblingsfeldern. Darauf wurden kürzlich Renovierungsarbeiten durchgeführt, um die Pflanzdichte zu erhöhen, während gleichzeitig die Bedingungen für Feuchtigkeit und Luftabfluss auf dem Feld beibehalten werden sollten. Gesunde Kaffeesträucher und gute Ernteerträge sind die Folge. Damit das gelingt, mussten viele Variablen berücksichtigt werden – unter anderem das richtige Zurückschneiden der Kaffeepflanzen, die Neigung der Parzelle und die sinnvolle Aufteilung der Raster, die Auswahl der Kaffeesorte und des bio-dynamischen Saatguts sowie die passende Strategie für Bodenbedeckung. Familie Bressani erklärte, dass die Arbeiten noch nicht abgeschlossen, die Aussichten aber vielversprechend sind. 

Nach einem leckeren Mittagessen aus überwiegend lokalen Zutaten von der Farm machten wir uns im Regen auf den Weg zur Gärtnerei. Dort trafen wir Hector und erfuhren mehr über seine faszinierende Arbeit bei der Züchtung neuer Pflanzengenerationen für die FSJM. Hector zeigte uns die Kunst des „Pfropfens“, bei der die Wurzeln einer starken Robusta-Sorte auf den Kopf einer feinen Arabica-Sorte gesetzt werden, um eine widerstandsfähigere Kaffeepflanze zu schaffen. Er erzählte, dass er an einem guten Tag 700 Pfropfen selbst einpflanzen könne, während die Arbeiter*innen mit ihren geschickten, sanften Händen beeindruckende 1000 schaffen würden.

Wir haben während unseres Aufenthalts auf der FSJM viel gelernt, erlebt und entdeckt: Wir konnten einige der über 400 verschiedenen Vogelarten beobachten, die auf der Farm vorkommen, erfuhren mehr über den Kompostierungsprozess auf der FSJM und gelangten in eifriges Fachsimpeln während den spannenden Gesprächen, die wir miteinander führten. Wir besuchten den Gemüsegarten, sahen die Kakaofelder und bewunderten einen spektakulären Wasserfall nach einer Wanderung bei Sonnenuntergang.

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Animo always

Am letzten Tag unseres Aufenthalts standen wir um 4 Uhr morgens auf und machten uns auf den Weg zu einem ganz besonderen Ort auf der FSJM, von wo aus wir den aktiven Vulkan Fuego bewundern konnten. Er machte seinem Namen alle Ehre und spuckte Lava und Dampf, während die Sonne in spektakulärer Weise hinter ihm aufging. Das war nicht nur ein Naturwunder, sondern eine ganz besondere Erfahrung, die wir mit unseren Freund*innen der FSJM bei einer Tasse frisch geröstetem und extra mitgebrachten ViCAFE San Jeronimo (Slow Jam) Kaffee teilen konnten.

„Die Menschen in den Atitlan-Vulkanhängen sind dankbar für die vielen Möglichkeiten“, und wir von ViCAFE sind es auch! Wir sind dankbar für die Möglichkeit, diese wunderbare Lernerfahrung zu teilen und die wichtigsten und glücklichsten Menschen entlang der Kaffeekette bei ViCAFE und der Finca San Jeronimo Miramar, unserer lieben und langjährigen Partner*in in Guatemala, kennenzulernen. Und, wie Familia Bressani immer zu sagen pflegt: „Animo always!“ – was übersetzt so viel heisst wie „immer gut gelaunt dranbleiben!“

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